KI hilft chronische Wunden heilen

Preisgekrönter 3D-Scanner erleichtert Behandlung chronischer Wunden. Die Behandlung chronischer Wunden kann sehr langwierig und zeitintensiv sein, Heilungsverläufe sind teils schwer zu erkennen. In der Diabetologie ist dies etwa beim diabetischen Fußsyndrom gut belegt, wie der aktuelle Gesundheitsbericht Diabetes aufzeigt. Und auch in der Nephrologie kann die Wundheilung durch den gestörten Stoffwechsel zum Problem werden. Im Mai 2023 wurde ein preisgekrönter 3D-Scanner als Medizinprodukt zertifiziert und ist seit August für Kunden verfügbar. Wir mit Kerstin von Diemar, Mitbegründerin des Start-up cureVision über Einsatz, Nutzen und Kosten dieser Innovation gesprochen. Übrigens, Kerstin von Diemar haben wir damals im Rahmen unserer start social Bewerbung kennengelernt.

Mitte Oktober hat cureVision den 1. Platz beim renommierten Health-i Award von Handelsblatt und Techniker-Krankenkasse gewonnen, wenig später wurden die drei Gründer mit dem Eugen Münch-Preis für innovative Gesundheitsversorgung ausgezeichnet. Ein Riesenerfolg für eine Entwicklung, die erst drei Jahre zuvor begonnen hat. Richard Fobo und Johannes Ruopp waren Studierende der Medizintechnik an der Hochschule München, als eine Anfrage von Prof. Schilling, dem Leiter R&D der Unfallchirurgie am Klinikum Göttingen, für eine bessere Erkennung und Dokumentation des Wundheilungsverlaufs eintraf. Aus den Forschungen ist 2020 ein Prototyp entstanden, der in Kliniken, Wundambulanzen und Pflegediensten intensiv getestet wurde. All diese Erfahrungen flossen in die Weiterentwicklung ein, Fobo und Ruopp wollten es aber nicht bei reinen Forschungsergebnissen belassen, sondern die Entwicklungen im Behandlungsalltag nutzbar machen. Dafür gründeten sie 2021 das Start-up cureVision zusammen mit Kerstin von Diemar, die notwendiges unternehmerisches Knowhow einbringt. Mehr Informationen zum Unternehmen findet ihr hier.

„Unser Ziel war es, die Behandlung chronischer Wunden durch eine digitale Erfassung und automatisierte Dokumentation deutlich zu vereinfachen und für alle Beteiligten zugänglich zu machen,“ so von Diemar. Erreicht wird dies durch einen tragbaren 3D-Scanner in der Größe eines i-Pads, darin eingebaut sind eine hochauflösende Kamera, eine 3D-Kamera und zukünftig auch eine Thermalkamera. In einem Abstand von 10 bis 20 cm zur Wunde wird damit binnen Sekunden kontaktlos eine sogenannte Tiefenkarte der Wunde erstellt, Software und KI ermitteln daraus auch den Anteil der Gewebearten, wie Fibrin, Nekrose und Granulation.

Alle Daten fließen automatisch in den Dokumentationsbogen ein, der von den Kostenträgern gefordert wird, weitere Informationen zum Schmerzempfinden oder zum Geruch der Wunde können mit wenigen Clicks eingetragen werden. Die kompletten Ergebnisse können als pdf unkompliziert zwischen Pflegediensten, Hausärzten, Wundambulanzen oder spezialisierten Fußambulanzen ausgetauscht werden. Natürlich bietet das System auch Schnittstellen zur gängigen Verwaltungssoftware.

„Mit dem 3D-Wundscanner können die Wunden genauer und bis zu 90 Prozent schneller erfasst und dokumentiert werden, so haben alle Beteiligten Zugriff auf die gleichen, objektiven Informationen und den Heilungsverlauf,“ erläutert Gründerin Kerstin von Diemar. Besonders die Pflegekräfte werden entlastet und können direkt am Bildschirm das passende Verbandsmittel auswählen, da Zustand und Größe der Wunde genau bekannt sind. Der 3D-Wundscanner hat seit August eine Zertifizierung als Medizinprodukt und kann beim Hersteller cureVision im Rahmen eines Mietmodells bestellt werden. Die Kosten richten sich nach Art und Intensität der Nutzung und beginnen bei 60,- € pro Monat. Interessierte können sich hier einen Termin für eine kostenfreie virtuelle Produktvorstellung buchen.